„Gott schützt, sie bleibet aufgericht!“

Licht und Dunkel – Glück und Not in 500 Jahren Gemeindegeschichte

St. Ottmarskapelle
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St. Ottmarskapelle

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Das erste Predigthaus der evangelischen Heilig Kreuz Gemeinde 1525: Die St. Ottmarskapelle / ab 1561 Heilig Kreuz Kirche genannt 

Der Magistrat der Stadt Augsburg beschafft den Anhängern der evangelischen Lehre eigene Gotteshäuser. Die der Bürgerschaft gehörende St. Ottmarskapelle wird im Jahre 1525 auf Kosten der Zechpflege zu einem evangelischen Predigthaus eingerichtet und nach baulichen Erweiterungen ab 1561 Heilig Kreuz Kirche genannt.

Die zerstörte Heilig Kreuz Kirche
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Die zerstörte Heilig Kreuz Kirche

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Zerstörung der ersten Heilig Kreuz Kirche 1630 

Inmitten des 30-jährigen Krieges und aufgrund des kaiserlichen Restitutionsedikts vom 6. März 1629 müssen die evangelischen Gemeinden Augsburgs ihre Gottesdienststätten abgeben. Dabei werden zwei Kirchen niedergerissen: Heilig Kreuz und St. Georg.

Heilig Kreuz Allegorie
Bildrechte Gemeinde St. Anna, z. Zt. deponiert in den Städtischen Kunstsammlungen.
Heilig Kreuz Allegorie

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Der Wiederaufbau der im 30jährigen Krieg zerstörten Heilig Kreuz Kirche in den Jahren 1652-53 

Durch eine Kollekten-Reise in den Jahren 1651-52 zu deutschen protestantischen Fürstentümern und Reichsstädten, darüber hinaus bis nach Dänemark und Schweden, gelingt es Pfarrer Thomas Hopfer die Mittel zum Wieder- bzw. Neubau der Heilig Kreuz Kirche zu erlangen. Das im neuesten Stil erbaute Gotteshaus erscheint den Zeitgenossen wie ein Werk der göttlichen Vorsehung.

 

Spanischer Erbfolgekrieg
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Spanischer Erbfolgekrieg

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Bewahrung im Spanischen Erbfolgekrieg 1703

Im Gefolge des spanischen Erbfolgekrieges hat Augsburg im Dezember 1703 von Seiten der französisch-bayerischen Armee eine 8-tägige Belagerung zu erleiden. Wunderbarerweise bleibt die Kirche beim Kanonenbeschuss unbeschädigt, obwohl in nächster Umgebung 100 Häuser eingeäschert wurden.

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Heilig Kreuz als französisches Kriegsgefangenenlager 1800 und 1805

Sowohl 1800 nach der Schlacht von Hohenlinden als auch 1805 nach der Kapitulation von Ulm in den revolutionären und napoleonischen Kriegen dient unsere Kirche als französisches Kriegsgefangenenlager. 1805 werden für einige Wochen 1200 österreichische Gefangene in unserer Kirche untergebracht. In der Folge dient das Kirchengebäude auch noch 1809 als Heu- und Strohmagazin für die napoleonische Kriegsmaschine. Am Vorabend des Friedensfestes 2015 wird in Anwesenheit SKH Erzherzog Markus Habsburg-Lothringen eine Gedenktafel zur Erinnerung an das schwere Schicksal der Gefangenen in der Kirche angebracht.

Auszug Abgaben
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Auszug Abgaben

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Die Folgen der Säkularisation und des Verlusts der Reichsfreiheit durch Besitzergreifung des Königreichs Bayern für Heilig Kreuz

Die Einziehung kirchlicher Güter 1806 durch den bayerischen Staat (Säkularisation) trifft auch unsere Kirchengemeinde durch Abgabe wertvoller liturgischer Geräte. Einiges – wie unser Altarkreuz – kann von treuen Gemeindemitgliedern zurückgekauft werden. Noch schwerer trifft die Gemeinde die 1814 staatlicherseits durchgeführte neue Kirchenorganisation in Augsburg. Heilig Kreuz wird St. Anna als Filialkirche zugeteilt und verliert als Gemeinde ihre Eigenständigkeit.  

Entschließung vom 16.09.1840
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Entschließung vom 16.09.1840

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Die Wiederherstellung einer eigenständigen Gemeinde im Jahre 1840

Durch Allerhöchste Entschließung vom 16. September 1840 erhebt König Ludwig I von Bayern Heilig Kreuz wieder zu einer selbstständigen Pfarrei. Die 26 Jahre als Filialkirche von St. Anna haben damit ihr Ende. 
 

Heilig Kreuz nach der Bombennach 1944
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Heilig Kreuz nach der Bombennach 1944

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Heilig Kreuz in der Bombennacht Februar 1944

Durch das mutige Eingreifen von Diakon Oskar Irrgang und Pfarrer Friedrich Westermayer konnte die Kirche in der fürchterlichen Bombennacht vom 25. auf den 26. Februar vor größeren Schäden bewahrt werden. Kaum Trost gegenüber den 730 Todesopfern, darunter 78 Kindern, 1335 Verletzten und 85 000 nun obdachlosen Augsburgern. 

Kirchenumarmung
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Kirchenumarmung

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Die 1. Kirchenumarmung südlich der Donau 2009

Einem altenglischen Brauch folgend versammelt sich die Heilig Kreuz Gemeinde, um am Sonntag, den 28. Juni 2009 einen geschlossenen Menschenring rund um die Kirche zu bilden. Mit dieser ersten „Kirchenumarmung“ südlich der Donau geben sie ein starkes Zeichen der Wertschätzung und Dankbarkeit für ihr Gotteshaus, ein „Denkmal von nationaler Bedeutung“.

Bedeutende Heilig Kreuz Gemeindeglieder in 500 Jahren Gemeindegeschichte

Johann Wiesel, Optiker
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Johann Wiesel, Optiker

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Johann Wiesel – Optiker

geb. 1583 Burrweiler
gest. 27. März 1662 Augsburg

Johann Wiesel ist einer der ersten gewerblichen Fernrohrbauer Europas und Lieferant für viele europäische Fürstenhöfe. Mit dem Kapuziner Rheita entwickelt Wiesel das terrestrische Fernrohr (Erdfernrohr) und setzt um 1650 als erster Optiker die Feldlinse ins Mikroskop ein. 1651-1653 wirkt Wiesel ehrenamtlich als Zechpfleger in Heilig Kreuz. Sein zeitweiliges Wohnhaus im Äußeren Pfaffengäßchen 23 ist heute Sitz des Fugger- und Welser Erlebnismuseums. 

Therese Forster-Huber, Schriftstellerin
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Therese Forster-Huber, Schriftstellerin

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Therese Forster-Huber - Schriftstellerin

geb. 7. Mai 1764 Göttingen
gest. 15. Juni 1829 Augsburg

Therese Forster-Huber ist Schriftstellerin und Ehefrau des ersten deutschen Weltumseglers Georg Forster (1772-1775). Sie schreibt etwa 60 Romane, Erzählungen und Reisebeschreibungen. 1816 wird sie Redakteurin, ab 1817 Chefredakteurin (seit 1823 wohnhaft in Augsburg / Auf dem Kreuz) bei dem von Johann Friedrich Cotta herausgegebenen „Morgenblatt für gebildete Stände“, dem wichtigsten Kulturblatt jener Zeit.
 

Isabella Dulcken, Musikerin
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Isabella Dulcken, Musikerin

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Isabella Dulcken - Musikerin

geb. 15. Mai 1836 London
gest. 1899 München

Die Concertina-Spielerin, ausgebildet von Giulio Regondi, bereist ab dem 12. Lebensjahr gemeinsam mit ihrer Schwester, der Pianistin Sophie Dulcken, nahezu alle Musikmetropolen Europas und löst überall Begeisterung aus. Musikgrößen wie Giacomo Meyerbeer und Jacques Offenbach zählen zu ihren Bewunderern. 1864 heiratet sie den Chefredakteur der „Allgemeinen Zeitung“ in Augsburg, Johann Otto Philipp Braun. Ihre beiden Kinder Heinrich und Sophie wurden in Heilig Kreuz getauft.

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Heinrich von Buz - Industrieller

geb. 17. September 1833 Eichstätt
gest. 8. Januar 1918 Augsburg

Heinrich von Buz ist von 1864 bis 1913 Generaldirektor der seit 1898 vereinigten Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg (MAN). Der „Bismarck der deutschen Maschinenindustrie“, unter dessen Direktorat die erste deutsche Rotationsmaschine und die erste Linde´sche Kältemaschine entstanden, fördert in ganz entscheidendem Maße den Bau des Dieselmotors bei MAN. Die Familie Buz hält sich über zwei Generationen fest zur Gemeinde Heilig Kreuz. Betreffende Einträge finden sich zahlreich in den Kirchenbüchern von Heilig Kreuz. 

Bedeutende Theologen und Seelsorger in 500 Jahren Gemeindegeschichte

Thomas Hopfer, Pfarrer
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Thomas Hopfer, Pfarrer

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Thomas Hopfer – Pfarrer und Superintendent

geb. 2. März 1618 Augsburg
gest. 17. Juni 1678 Schorndorf

Thomas Hopfer ist von 1649-1661 Pfarrer der Gemeinde und Initiator der so erfolgreichen Kollekten Reise, die allein den Wiederaufbau der zerstörten Kirche nach dem Westfälischen Friedensschluss ermöglicht hat. Weil er sich weigert, an ihn adressierte Briefe des Herzogs von Württemberg dem Rat der Stadt zu übergeben, wird der für die Gemeinde so verdienstvolle Geistliche 1661 seines Amtes enthoben. Zu seinem Trost ernennt ihn der Herzog von Württemberg 1662 zum Superintendenten in Heidenheim und ab 1665 in Schorndorf.

Jakob Brucker, Pfarrer
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Jakob Brucker, Pfarrer

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Jakob Brucker – Pfarrer, Senior, Schulrektor und Philosophiehistoriker

geb. 22. Januar 1696 Augsburg
gest. 26. November 1770 Augsburg

Jakob Brucker ist von 1744-1757 Pfarrer der Gemeinde. Er publiziert  1753 die erste Geschichte der Heilig Kreuz Gemeinde. Als Philosophiehistoriker beruht sein Ruhm vor allem auf der „Historia Critica Philosophiae“, der bis heute umfassendsten Philosophiegeschichte des 18. Jahrhunderts. Brucker gilt als Begründer der Geschichtsphilosophie. Sein Werk wird Grundlage des Studiums der deutschen Gelehrtenwelt und findet auch Eingang in die Arbeiten der französischen Aufklärung.

Otto Friedrich Hörner, Diakon
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Otto Friedrich Hörner, Diakon

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Otto Friedrich Hörner – Diakon und Schriftsteller

geb. 6. Januar 1746 Heroldingen
gest. 28. Dezember 1781 Augsburg

In den großen Seuche Jahren 1771-1772 erwirbt sich der junge Geistliche durch seine aufopfernde Liebe und Hingabe zu den Kranken und Sterbenden große Anerkennung, worauf er 1772 zum Diakon der Heilig Kreuz Gemeinde berufen wird. Hörner verfasst zahlreiche Schriften u.a. das erste Verzeichnis schwäbischer Schriftsteller im 18. Jahrhundert. Sein selbstloser Einsatz in der Krankenseelsorge bleibt leider nicht ohne Folgen. Zweimal überlebt er das Fleckfieber, die dritte Infektion führt zu seinem frühen Ableben im Alter von erst 35 Jahren. Er ruht in der Pfarrersgruft von Heilig Kreuz.

Beschämendes in 500 Jahren Gemeindegeschichte

Bernhard Albrecht, Pfarrer
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Bernhard Albrecht, Pfarrer

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Heilig Kreuz, auch ein Zentrum des protestantischen Hexenwahns im Augsburg des 17. Jahrhundert

Heilig Kreuz Pfarrer Bernhard Albrecht (1569-1636) verfasst 1628 sein berüchtigtes Buch „Magia“, in dem er die Verbrennung von Frauen fordert, die der Hexerei überführt wurden. Sein Teufelswahn richtet sich aber nicht nur gegen Hexen. Für Albrecht ist ein behindertes Kind ein „Teufelskind“, das den Eltern vom Teufel untergeschoben wurde. Deshalb belobigt er in Folge auch einen Bauern, der sein behindertes Kind im Wasser ertränkte.

August Einstein, Gemeindemitglied
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August Einstein, Gemeindemitglied

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Heilig Kreuz im Dritten Reich

Ein tieftrauriges Beispiel des großen Versagens der christlichen Konfessionen gegenüber der Judenverfolgung im Dritten Reich ist das Schicksal des Gemeindemitglieds August Einstein, wohnhaft Gesundbrunnenstraße 3. Bereits im Jahr 1900 zur protestantischen Konfession übergetreten, im ersten Weltkrieg für Deutschland kämpfend und mit dem Eisernen Kreuz zweiter Klasse ausgezeichnet, lebt er seit 1936 bei seiner Schwägerin Anna Schwarz in Augsburg. August Einstein ist im Alter schwer zuckerkrank. Als ihm als Jude das Insulin gesperrt wird, geht es ihm zusehends schlechter. Am 8. November 1937 erschießt er sich mit seinem Armeerevolver.
 

Königliche Gunst in 500 Jahren Gemeindegeschichte

König Friedrich III
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König Friedrich III

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König Friedrich III von Dänemark und Norwegen

geb. 18. März 1609 Haderslev
gest. 9. Februar 1670 Kopenhagen

Pfarrer Thomas Hopfer wird auf seiner Kollekten Reise zum Wiederaufbau der Heilig Kreuz Kirche am 20. November 1650 von König Friedrich III in seiner Residenz in Kopenhagen empfangen und erhält die stattliche Spendensumme von 4500 Gulden. Bei der Einweihung der wieder erbauten Kirche am 24. Oktober 1653 ist der dänische Gesandte am Kurfürstlichen Hof zu München anwesend.

Königin Christina von Schweden
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Königin Christina von Schweden

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Königin Christina von Schweden

geb. 6. Dezember 1626 Stockholm 
gest. 19. April 1689 Rom

Nach einer Privataudienz bei Königin Christina im Februar 1651 in Upsala erhält Pfarrer Thomas Hopfer die höchste Einzelspende seiner Kollekten Reise: 5000 Reichstaler. Des Weiteren bewilligt sie eine landesweite Kollekte im ganzen Königreich. Auch der schwedische Gesandte am Kurfürstlichen Hof zu München ist bei der Einweihung der wieder erbauten Kirche anwesend.

König Ludwig I von Bayern
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König Ludwig I von Bayern

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König Ludwig I von Bayern

geb. 25, August 1786 Straßburg
gest. 29. Februar 1868 Nizza

Ludwig I, als „Summus Episkopus“ Oberhaupt der protestantischen Kirche im Königreich Bayern, schenkt der Kirchengemeinde per Entschließung vom 16. September 1840 ihre Eigenständigkeit zurück, in dem er Heilig Kreuz wieder zur eigenständigen Pfarrei erhebt.

Offizielles Schreiben von Königin Silvia von Schweden
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Offizielles Schreiben von Königin Silvia von Schweden

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Königin Silvia von Schweden

geb. 23. Dezember 1943 Heidelberg

Vermittelt durch die Schirmherrin des baulichen Großprojektes „Dachsanierung von Heilig Kreuz“, Dr. Dr. h.c. Antje Jackelén, von 2014 bis 2022 Erzbischöfin von Uppsala und Leitende Bischöfin der Evang.-Luth. Kirche in Schweden, erhält die Gemeinde im August 2023 ein motivierendes, offizielles Schreiben der Königin aus Stockholm. Die Königin unterstreicht die historischen Bande zwischen Schweden und der Heilig Kreuz Gemeinde und wünscht dem Vorhaben alles erdenklich Gute.